Maibaum -Seeg 2015

 

... ist keine Randgeschichte, eher eine Backstage-Bilderreportage.

"D'Lobachtaler" hatten mir erlaubt alles zu fotografieren - vom Wald bis zum Dorfanger.

 

Dass hinter dem feierlichen Maibaum-Aufstellen so viel (Handwerks-)Arbeit steht, hätte ich als Laie mir niemals vorgestellt! Außerdem ist das Unternehmen "Maibaum" eine logistische Herausforderung für alle Beteiligten.

 

Schwer beeindruckt war ich vor allem von der Teamarbeit: 

Generationen übergreifend wusste jeder, was er zu tun hatte. 

 

Und wer glaubt, dass die Maibaum-Wache bloße Gaudi ist, hat sich getäuscht.

Stundenlang wird abends am Baum gearbeitet, dann erst gibt's a Brotzeit - und danach halten die Wache, die eingeteilt sind. Auch wenn sie eigentlich schon müde sind.

 

 

Tag 1: Im und aus dem Wald


Schälen, hobeln und schleifen

... dann liegt der Stamm vor seiner Scheune, in der er die nächsten vier Tage für den "großen" Moment hergerichtet wird.

Die Grobarbeiten werden gleich vorgenommen:

restliche Rinde abgeschält, Wald- und Wiesen-Reste mit dem Hochdruck-Schlauch abgespritzen.

 

Mit Decken trocknen die Männer das Spritzwassser ab. Trotzdem bleibt der Baum - weil frisch gefällt - feucht. 

Der "Lobachtaler"-Chef holt, derweil die anderen erneut den Stamm in die Scheune rangieren, die neuen Schilder mit zwei Helfern ab.

Aus Aluminium sind sie gemacht, Pulver-beschichtet und die Motive mit Spezialfolie aufgeklebt.


Klar war den fleißigen Trachtlern auch, dass nix - wie vorgesehen - mit den Hand-Hobeln am Stamm zu machen ist. Die E-Hobel mussten her, aber die verstopften schnell. Trotzdem gelang es, gemeinsam den Stamm noch am ersten Abend "glatt" zu hobeln und schleifen.



2. Tag - Millimeterarbeit mit Säge, Bohrer und Feile

... nach Feierabend ihrer normalen Arbeit waren sie wieder beim Baum, die "Lobachtaler". 

Heute ging es an die Feinarbeiten. Die Scharten für Eisenwinkel, an denen die Holzarme rechts und links am Stamm mit den Zunftzeichen angebracht werden sollten, mussten ausgeschnitten und ausgestemmt werden.

Mit riesigem Geo-Dreieck und Wasserwaage wurde überprüft, ob die "Arme" im Wasser sind.

Vorher war aber schon genau abgemessen worden, wo die Scharten hin  mussten.

 

Feilen, stemmen, messen und sägen: millimetergenau!

 

Danach: Baum umdrehen mit gemeinsamer Männerkraft, und absolut das Gleiche auf der anderen Seite vornehmen.

 

Die ersten Schilder wurden auf die Haltearme vor-montiert, die langen Schrauben angepasst.



3. Tag - anpassen, schrauben und Feinstaub

... Zug-Achsen mit Seilen für die Lobachtaler-Kinder bauen, die zu viert je Achse am ersten Mai den Schilder-Wagen ins Dorf ziehen sollen...

 

Schilder montieren, ganz genau nach Plan. Jedes Zunft-Schild hat seinen vorgeschriebenen Platz.

Die in der Mitte, direkt am Baum angebrachten Schilder, werden endmontiert.

 

Und dann: Der Ausschnitt für die Halterung am unteren Ende des Stammes wird pass-genau ausgesägt:

Staub vom Feinsten!

 

Auch die Sicherheitsvorkehrung für die Seile mussten angepasst werden, an denen der Baum am Kran hängen wird, um ihn in die richtige Position zur Halterung zur bringen.

 

 

 


4. Tag - Countdown

Vorbreitung für morgen:

Die Schilder sind montiert und werden aufgeladen. Versetzt in der richtigen Reihenfolge platziert und mit angeschraubten Latten fixiert.

 

Der Wagen mit den Schildern muss erst einmal aus der Scheune, damit der Baum verladen werden kann.

Auf einen noch von einem echten Wagenbauer 1937 gebauten Zwei-Achsen-Wagen wird er verladen und unter Zuhilfenahme von Säcken fest gezurrt.

 

Große Sorgen bereitet den Lobachtalern der Wetterbericht für morgen:

Regen, Regen, Regen!

 

Einsatzbesprechung zum Schluss: Wer ist morgen Früh um 8 Uhr hier? Wer auf dem Festplatz, um die dort schon aufgestellten Zelte (passierte von den Männern so nebenbei) einzurichten?

Welche Tracht ziehen wir bei "Sau-Wetter" an? Arbeitskleidung.

 

Dann: die letzte Wache.

 

PS: Ein Opfer hat es leider auch gegeben. Ein Igel hatte sich unter die Räder des Schilderwagens gelegt und war leider nicht gesehen worden. Die beiden Kinder von Christian, dem die Scheune und der Hof gehört, legten Blumen neben den Stacheligen.

 


5. Tag - 1. Mai 2015

Endlich war er da - der große Tag:

Saukalt und Regen, Regen, Regen... 

Zwar hatte der Wetterbericht genau das voraus gesagt, aber wir alle hatten gehofft, dass er genauso wenig stimmt, wie die Tage zuvor.


Kurz vor 8 Uhr trafen alle Helfer ein. Der Baum wurde aus der Scheune, in der er vier Tage bearbeitet und hergerichtet worden war, herausgefahren. Wieder ein Meisterwerk des Teams beim Rangieren.

 

Per Traktor brachten ihn die "Lobachtaler" von Lobach zum Seeger Ortseingang, wo zwei Pferde vor den Baum gespannt wurden.


Einspannen und Aufstellung...

Vorbereitungen hinter den Kulissen


Einzug ins Dorf


Die letzten Arbeiten - jeder Handgriff sitzt


Die Musi...


... und dann ist es soweit:


Die letzten Handgriffe - der Baum steht!


Der gefährliche One-Man-Job:

Die Sicherungsseile vom Kran müssen oben abgenommen werden.

Dafür braucht's einen Kletter-Profi, der aber auch von unten gesichert wird.



... dann wird gefeiert - trotz Regen!


Epilog:

Danke an die "Lobachtaler", die mich tagelang ertragen haben - insbesondere im Wald. 

 

"Unter Fotografen gibt es keine Freunde!" sagte mir ein Kollege.

Das stimmt nicht. Manfred Zinss war/ist ein toller Kollege!

Danke für Deine Fotos, Manfred, ohne die die Story nicht vollständig wäre.

 

Danke auch für Deine Tipps und Deine Anerkennung.

Die Zusammenarbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe viel gelernt.

 

Manchmal fiel es mir nicht leicht, mich für das eine oder doch das andere Foto zu entscheiden. Aber eine Entscheidung musste getroffen werden. 

 

Hoffe, dass EUCH - liebe Lobachtaler - die Reportage und die Fotoauswahl gefällt!

 

Jedesmal, wenn ich durch Seeg fahre, stelle ich fest:

EIN wunderschöner MAIBAUM - der schönste weit und breit!

 

Es hat rundumadum Spaß gemacht - obwohl ich mir manchmal überlege, ob ich nicht doch auf's Filmen umsteige ...?      :-).


PS: Alle Fotos sind verkleinert hochgeladen. Dabei wird die Pixelzahl verringert. Originalfotos sind daher genauer/schärfer.